Von Tintlingen, Rüblingen und Porlingen
Pilze sind für uns nicht nur ein Herbstklassiker, sondern eines der faszinierendsten Lebewesen überhaupt – Pilze bilden tatsächlich ein eigenes Reich unter den Lebewesen und sind möglicherweise näher mit Tieren als mit Pflanzen verwandt. Sie sind aber auch ein besonderes Lebensmittel und natürlich auch ein „Future Food“.
Einige Start Ups haben spannende Projekte dazu umgesetzt. Ob als Fleischersatz– aufgrund der unklaren Einteilung von Pilzen könnte hinterfragt werden ob sie wirklich vegan oder vegetarisch sind – als Lebensmittel das im Sinne des Urban Farming überall gezüchtet werden kann oder als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln – Pilzen gehört offenbar die Zukunft.
Männer allein im Wald
Wir wollten dem Geheimnis der Pilze ganz pragmatisch näherkommen. Dazu haben wir Kontakt mit dem Pilzexperten Dietmar Krüger aufgenommen und uns am Stadtrand von Frankfurt im Wald getroffen, um auf die Suche zu gehen.
Wissen was im Wald wächst
Dabei haben wir grundsätzliches zur Pilzsuche gelernt. Das Umfeld bestimmt wesentlich welche Pilze sich dort finden lassen. Denn Pilze wachsen nicht wahllos im Wald verteilt, sie gehen Beziehungen mit ihrer Umwelt ein. Sie können Symbiosepartner oder auch Schädling sein und suchen sich dafür die passende Umgebung, um mit Pflanzen eine sogenannte Mykorrhiza zu bilden.
Aufgrund der Umgebung also z.B. der Bäume, die in einem Waldabschnitt wachsen lässt sich einschränken welche Pilze hier überhaupt vorkommen können. Auch wo genau sie wachsen z.B. ob auf totem Holz oder einer Wiese schränkt ein, um welche Pilze es sich handeln kann.
Wenn dann ein Exemplar gefunden ist geht es um eine genauere Bestimmung, der ersten Annahme. Dazu sollte man sich nicht einfach auf eine App verlassen, die Pilze von allein bestimmen kann. Wichtig ist den Pilz über verschiedene Merkmale zu beurteilen. Zunächst wäre da der Hut von oben. Auf den ersten Blick lässt sich bereits eine grobe Zuordnung vornehmen, doch sollte sich diese auch beim Blick unter den Hut, auf die Lamellen bzw. den Schwamm bei Röhrlingen bestätigen. Als weiteres Merkmal kann der Stil hinzugezogen werden.
Nur wenn alle Bereiche den typischen Merkmalen entsprechen lässt sich eine sichere Einteilung vornehmen. Auch der Geruch kann bei der Beurteilung helfen – aber Vorsicht, gut riechen heißt nicht gut schmecken, sogar giftig kann ein gut riechender Pilz sein.
Waldmedikament
Manche Pilze sind zwar nicht giftig aber auch nicht unbedingt für eine Pilzpfanne geeignet. Der Birkenporling z.B. hat medizinische Wirkung, ist entzündungshemmend und antibiotisch, er soll bei Magenkrämpfen helfen und kann zur Entwurmung eingesetzt werden. Schon Ötzi hatte möglicherweise genau deshalb diese Pilze bei sich. Dazu wird der Pilz getrocknet und als bitterer Tee eingenommen.
Fette Beute
Wir haben bei unserer Suche einiges gelernt und zum Glück auch gefunden. Neben Wiesenchampignons und Parasolen waren das der Birkenporling, Krause Glucke, Tintlinge (die haben wir nicht gegessen, da der Pilz nicht zweifelsfrei ungiftig ist, er wurde früher zur Herstellung von Tinte verwendet), Judasohr, Samtfußrübling und Austernpilze. Wunderschöne Fliegenpilze haben wir auch gesehen, so ganz allein waren wir also gar nicht.
Der Wald ist voller geheimnisvoller Lebewesen und einige schmecken sehr gut, man muss dabei nur sicher gehen was man vor sich hat, dann steht kulinarischen Experimenten mit selbstgesammelten Pilzen nichts im Wege.