Wunderbare Wunderbeere
Die Lebensmittelwelt ist voller Überraschungen. Geradezu verrückt ist die Miracle Berry. Wer sie isst kann sich wie Alice im Wunderland fühlen. Wir werden dadurch zwar nicht kleiner oder größer, aber sie verändert tatsächlich unsere Wahrnehmung – Sauer wird süß dank Wunderbeere.
Keine Angst es handelt sich nicht um eine psychoaktive Substanz aber wer diese wundersame Beere isst nimmt anschließend saure Lebensmittel süß wahr.
Diese Eigenschaft wird bereits seit Jahren als lustiger Partygag genutzt und in Pillenform vertrieben. Allerdings ist die Beere als Lebensmittel nicht offiziell zugelassen und wird daher in Deutschland als Agarbatti angeboten, um die Wohnung zu beduften, auch wenn klar ist, dass es eigentlich um den Verzehr geht, wie zahlreiche Rezensionen bestätigen.
Diesen Umweg haben wir bereits bei CBD kennengelernt, so lassen sich Produkte auf den Markt bringen ohne langwierige Zulassungsprozesse zu durchlaufen und diese abwarten zu müssen. Das Bedeutet aber auch, dass das Produkt in einer speziellen Nische bleibt. Wir sehen in der Eigenschaft dieser Frucht allerdings viel mehr als lediglich ein Partygag. Wenn sich sehr saure Geschmackseindrücke auf natürliche Weise in süße umwandeln lassen, klingt das doch nach einer Revolution auf dem Markt der Süßungsmittel und nach einem möglichen Ersatz für Zucker, zumindest in bestimmten Anwendungen.
Powersnack statt Partygag
Viele gesunde Lebensmittel sind sehr sauer oder bitter wie z.B. Cranberries oder Sanddorn, sogenannte Superfoods. Die positiven Eigenschaften dieser Früchte lassen sich beispielsweise als Fruchtleder in Rohkostqualität genießen und nun dank Miracle Berry auch ohne dabei das Gesicht zu verziehen aber dennoch ganz ohne Zuckerzusatz.
Unser Fruchtleder stellen wir konventionell her: Cranberries, Sanddorn und Rhabarber werden gewaschen, zerkleinert und püriert. Dann auf Matten gestrichen und getrocknet. Allerdings wird die Grundmasse ergänzt um etwas Pulver der Miracle Berry, die ist selbst übrigens reich an Antioxidantien – wir fügen unseren Superfoods also noch etwas mehr Superpower hinzu. So können wir auf süße Früchte als Basis verzichten, jedes Stück Fruchtleder enthält die volle Kraft der sauren Superfoods und nur wenig fruchteigenen Zucker.
Funktionales Food – Sauer macht süß
Wie funktioniert die Wunderbeeere? Das wundersame an der Wunderbeere ist das Glykoprotein Mirakulin. Dieses Protein bindet sich an die Geschmacksrezeptoren und lässt Rezeptoren für Süße bei Säure reagieren – die Wunderbeere verändert unsere Wahrnehmung
Für unser Experiment haben wir tatsächlich mit dem Partygag gearbeitet. Noch sind wir mit unseren Ergebnissen nicht 100 % zufrieden. Die Wirkung war in unseren Versuchen zu schwach und das Fruchtleder entsprechend sauer. Im Rahmen unserer Recherchen konnten wir aber Kontakt zur Firma Baia / Medicinal Gardens S.L. herstellen, die gerade die Novel Food Zulassung der European Food Safety Authority (EFSA) für die Beere erhalten hat. Es glauben also noch andere an das Potential der Wunderbeere auch jenseits von Partys. Baia hat uns freundlicherweise mit ihren Produkten versorgt und wir können weitere Experimente angehen.
Parallel haben wir festgestellt, dass die Wunderbeere Synsepalum dulcificum (schöne Detailaufnahmen von Jennifer Markwirth finden sich auf Flora Obscura) nicht nur in Ghana wächst, sondern nur wenige Kilometer von unsere Agentur gerade reif am Strauch hängt. Sie wird nämlich auch im Wissenschaftsgarten in Frankfurt kultiviert. Wir haben natürlich direkt Kontakt aufgenommen und den sehr schönen Garten inklusive Gewächshäuser besucht. Dort konnten wir die Beere frisch vom Strauch genießen und anschließend die süße Seite von Essig und Zitrone kennenlernen. Die Wunderbeere ist wirklich beeindruckend und wir freuen uns auf eine Vielzahl ebenso beeindruckender Produkte, unser Fruchtleder ist nur eine erste Idee.
Packaging Design Agentur mit eigenem Food Lab
Bei der Idee für ein außergewöhnliches Produkt bleibt es nicht. Wir setzen es um und Verpacken es auch noch. Verpackungsdesign für Lebensmittel wäre undenkbar ohne ein gesteigertes Interesse an dem, was wir verpacken: Lebensmittel. So einfach es klingt, so selten liegen den Artwork-Briefings in der Realität echte Geschmacksmuster bei. Wir verlassen die PC-Welt der PDF-Briefings bewusst, um mit dem Lebensmittel in direkten Kontakt zu kommen. Dazu führen wir ein internes Food Lab, wo Produkte entschlüsselt und für das Design-Team präsentiert werden. So soll es dem Packaging Designer bzw. der Designerin gelingen, ein tieferes Verständnis des Lebensmittels für die Gestaltung zu nutzen. Dabei entstehen so schöne Ideen wie die Mighty Curls!