Spray statt Verpackung

Das kalifornische Start-up Apeel Sciences entwickelte ein aus Lebensmittelresten gewonnenes, essbares Schutzspray für Obst und Gemüse. Diese geschmacksneutrale und kalorienarme Variante dient aufgrund ihrer wasserfesten Molekülstruktur vorrangig der Haltbarkeit der Nahrungsmittel und ermöglicht somit einen Schutz vor Feuchtigkeit und Gasen, welche die Reife fortsetzen. Können Ideen wie diese der „Unverpackt“ Idee Aufschwung verleihen?

MILK Trends Schutzspray von Apeel Sciences

Bildquelle: Apeel

Das Schutzspray von Appel besteht in erster Linie aus Mono- und Diglyceriden (E 471) von Speisefettsäuren, die geruchs- und geschmacksneutral und wasserunlöslich sind. Diese Lipide aus den Stielen und Schalen der Lebensmittelreste sollen dazu beitragen, die Qualität der besprühten Lebensmittel zu steigern und die Haltbarkeit zu verlängern. Da es dank dem Schutzspray einer reduzierten Kühlung während des Warentransports bedarf, kann zudem eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks erzielt werden.

Während Coatings für Obst- und Gemüse in den USA schon länger gängig sind, testen deutsche Unternehmen das Konzept erst seit 2020. Die Rewe-Group arbeitet dabei mit dem britischen Hersteller AgriCoat NatureSeal zusammen. Deren Lösung basiert auf Fruchtzucker (E 473). Auch diese Schutzschicht soll essbar und gesundheitlich absolut unbedenklich sein.

In der EU sind außerdem Bienenwachs (E901), Carnaubawachs (E 903) oder Schellack (E 904) als Lebensmittel-Coating zugelassen – allerdings nicht bei Bio-Produkten. Auch finden die Schutzschichten aktuell meist bei Lebensmitteln Anwendung, die sowieso unverpackt verkauft werden und vor Verzehr geschält werden.

Ob mit oder ohne Schutzspray, das Thema „unverpackt“ hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Christine Holzmann, vom Unverpackt e.V. – Verband der Unverpackt-Läden, bringt die aktuelle Entwicklung auf den Punkt: „Derzeit gibt es deutschlandweit 222 Unverpacktläden. Diese Zahl ist weitaus kleiner, als sie zu unseren Hochzeiten war. In den Jahren 2019 und 2020 haben die meisten Läden eröffnet, so dass wir Ende 2020 auf eine Gesamtzahl von über 330 Läden blicken konnten.“ Gründe dafür sind vor allem die Lebensmittelpreise, die dank Inflation noch zusätzlich gestiegen sind und schon den Einkauf beim Discounter deutlich teuerer machen. Aktuell ist den Verbraucher*innen unkompliziertes und günstiges Einkaufen wichtiger als Klimaschutz und Müllreduktion.

Unser Fazit: Das Spray ist ein guter Ansatz um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern und Qualität zu schützen. Für einen vollständigen Ersatz von Primärverpackungen fehlt allerdings der mechanische Produktschutz. Das Konzept „unverpackt“ wird es in Zeiten der Polykrisen weiterhin schwer haben, doch wir sind gespannt auf weitere Entwicklungen.

Best Practice: APEEL